Tagungsbeitrag
Gutscher, Daniel:
"Die Ruinen am Verfall erhalten…" – aktuelle Schweizer Beispiele der präventiven Konservierung
Das Zitat stammt vom Schweizer Schriftsteller und Kabarettisten Franz Hohler; er umschrieb damit die Tätigkeit des Denkmalpflegers (Idyllen, 1970). Während bei Restauratoren der Begriff der präventiven Konservierung eingeführt ist, ist er bei Archäologen und Denkmalpflegern weit weniger geläufig. Dabei hat einer der Urväter der Schweizerischen Denkmalpflege, Linus Birchler, schon in den 50er Jahren mahnend formuliert, das Kunstdenkmal ertrage nicht mehr als drei Restaurierungen. Es geht in meinem Beitrag darum, an schweizerischen Beispielen: archäologischen Stätten, Burgruinen, Kirchen und Profanbauten, Möglichkeiten und Mittel der nachhaltigen Pflege aufzuzeigen. Der Blick ist dazu über die Welterbestätten auszuweiten. Neben technischen Lösungen der Archäologie wie Verpackung des Kulturgutes mit Schutzbauten, Erdüberschüttungen oder Mauerdeckeln und Steinkörben, ist die Erforschung der Umgebungsbedingungen an komplexen Monumenten bzw. gebrechlichen Materialgefügen von zentraler Wichtigkeit, um Gesamtsanierungen und die damit unweigerlich verbundenen Schädigungen zu vermeiden oder doch wenigstens möglichst lange hinauszuzögern. Das Wissen um Zusammenhänge ist dabei grundlegend, wollen doch – wenigstens bei den herausragenden Denkmälern - weder der eine Umnutzung planende Architekt, noch der an der Wertschöpfung interessierte Touristiker und schon gar nicht der konsumierende Kunstliebhaber das Original verlieren. Ein besonderes Augenmerk gilt daher dem Instrument des Wartungsvertrages (monitoring). Unser Ziel muss sein, anstelle der periodischen Restaurierung die nachhaltige Pflege einzuführen – und dabei die Besucher nicht zu vergessen, denn ohne ihr waches Interesse für Originales gibt es uns bald nicht mehr.