Tagungsbeitrag
Fey, Carola:
Zwischen Tradition und Innovation. Mittelalterliche Bischöfe und ihre künstlerischen Inszenierungen im Amt
Mittelalterlichen Bischöfen standen zur Legitimierung und Stabilisierung ihrer Positionen andere Medien und Strategien als weltlichen Herren, die sich auf ihre dynastische Legitimation beziehen konnten, zur Verfügung. Die Darstellung der Kontinuität des Amtes und ihre Verortung innerhalb dieser Kontinuität auf verschiedenen Wegen scheint ein zentrales Anliegen der bischöflichen Selbstdarstellung gewesen zu sein.
Entsprechend den sakralen Funktionen des Amtes waren der „heilige Anfang“, die göttliche Begnadung des ersten Bischofs und des Ortes der Bischofskirche wichtige Referenzen für die Nachfolger im Amt. Die Anknüpfung an die Vorgänger konnte über die Verehrung ihrer materiellen Hinterlassenschaften und ihrer Grabstätten veranschaulicht werden.
Im Bemühen um die Verehrung von Gründerbischöfen wurden in Brixen Bischof Ingenuin (um 605 - ?) durch seinen Nachfolger Albuin (975–1006) und dieser wiederum durch dessen Nachfolger Hartmann (1090/91? – 1164) aus ihren Gräbern erhoben und an prominenter Stelle im Brixner Dom zweitbestattet. Ihren liturgischen Gewändern, wie der Adlerkasel Albuins und den Hartmannsgewändern, brachten die Nachfolger reliquiengleiche Verehrung entgegen.
Mit eigenen Stiftungen brachten sich die Bischöfe in die Gruppe der verdienstreichen Amtsvorgänger ein. Heinrich von Rotteneck (+ 1296) veranlasste als Regensburger Bischof den Bau der Wallfahrtskirche Bogenberg. Er stiftete zudem einen golddurchwirkten Wand- oder Altarbehang mit seiner Darstellung als Stifter in Hinwendung zu Petrus, dem Titelheiligen des Regensburger Domes. Drei kostbare silberne Flaschen für die heiligen Öle bezeugen mit ihren Inschriften Bischof Heinrichs Sorge um die heiligen Sakramente und die dem Bischof zukommenden Konsekrationshandlungen.
Mit dem hier angedachten Beitrag zu Beispielen aus Brixen und Regensburg können interessante Vergleiche zu den Inszenierungen der Hildesheimer Bischöfe aufgezeigt werden.
Dr. Carola Fey, Studium der Fächer Mittlere und Neuere Geschichte und Kunstgeschichte in Gießen mit Magisterabschluss 1998,
1998 - 2000 Stipendiatin im Gießener Graduiertenkolleg "Mittelalterliche und neuzeitliche Staatlichkeit",
2001 - 2008 Wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Projekten "Adelige und bürgerliche Erinnerungskulturen im Mittelalter" und "Könige und Fürsten des Spätmittelalters und ihre Erinnerungskulturen" im Sonderforschungsbereich "Erinnerungskulturen" an der Justus-Liebig-Universität Gießen,
2002 Promotion,
2009 - 2011 eigene DFG-Stelle mit dem Forschungsprojekt "Sakrale Schätze an spätmittelalterlichen Fürstenhöfen" Habilitationsprojekt),
seit 2012 Koordinatorin des DFG-Projekts „Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg“ am Landesmuseum in Stuttgart,
im Sommersemester 2015 Lehrauftrag am Historischen Seminar der Universität Stuttgart.
Forschungsinteressen: Materielle Kultur mittelalterlicher Fürstenhöfe
Mittelalterliche Schatzkunst, Sepulkralkultur
Kunstkammer