Tagungsbeitrag

Schuster, Esther Luisa:

Ad evangelizandum misit me. Zugänge zur Bildvita des hl. Heribert von Köln

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde für die 1147 erhobenen Gebeine des Erzbischofs Heribert von Köln (999 1021) ein Reliquienschrein geschaffen, der heute zu den am besten erhaltenen Objekten dieser Gattung zu zählen ist. Auf seinen Dachflächen ist in 12 Email-Medaillons das Leben des Heiligen als Confessor dargestellt, an den Langseiten befinden sich Emailplatten mit den Darstellungen von Propheten sowie Apostel als Treibarbeiten.
Vor allem die Emailbeschläge der Langseiten und Dachflächen erweisen sich bei genauer Untersuchung als höchst anspielungsreich. Sie alludieren nicht nur auf die Heilige Schrift und die Schriftviten des heiligen Heribert, sondern nehmen auch Bezug auf die liturgische Realität des Klosters in Deutz bzw. des Erzbistums Köln.
Dieses zur kontemplativen Beschäftigung einladende Geflecht an Assoziationen soll exemplarisch anhand der Darstellung der Bischofsprüfung und -weihe Heriberts entwirrt werden, um mögliche Stufen der innigen Beschäftigung mit den Darstellungen am Schrein nachvollziehen zu können.


Dr. des. Esther-Luisa Schuster, Studium der Kunstgeschichte, Klassischen Philologie und Medienwissenschaft an der Universität Bonn, 2015 Promotion bei Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck (Thema: „Kunst und Kanonisation. Visuelle Strategien der Kultvermittlung für heilige ottonische Bischöfe in Köln und Hildesheim im 12. Jahrhundert“), seit März 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin (Post-Doc) im BMBF-Verbundprojekt „Innovation und Tradition. Objekte und Eliten in Hildesheim 1130 1250“, Teilprojekt zur ehemaligen Ausmalung der Westempore im Hildesheimer Dom.