Tagungsbeitrag

Schulte-Umberg, Ulf:

Die langobardischen Hofkirchen in Capua. Revision des Forschungsstandes und neue Erkenntnisse

Traditionell werden drei in unmittelbarer Nachbarschaft im Zentrum der kampanischen Stadt Capua gelegene Sakralbauten über die im Namen enthaltene Lokalisierung „a Corte“ mit dem langobardischen Fürstenhof in Verbindung gebracht. Bautypologisch handelt es sich um eine sehr vielfältige Gruppe: Während die größte der Kirchen, S. Salvatore, die Form einer querschifflosen, dreischiffigen Basilika aufweist, sind die beiden Saalkirchen ihrerseits mit architektonischen Besonderheiten ausgezeichnet, S. Michele a Corte mit einem Turm und S. Giovanni a Corte mit einer Unterkirche. Wegen dieser Charakteristika und vor allem auf der Grundlage ihrer vermeintlich in situ befindlichen Bauplastik sind sie in der Regel ohne größere Bedenken der Blütezeit des Capuanischen Fürstentums zwischen dem späten 9. und mittleren 10. Jh. zugewiesen worden, ohne dass jemals eingehende Bauanalysen vorgenommen worden wären. Zudem ist die Untersuchung der Bauplastik bislang auf der Basis mittlerweile überholter Annahmen vollzogen worden und bedurfte dringend einer Revision.

Der Beitrag wird in Form eines kurzen Überblicks einige Ergebnisse der Forschungen zu meiner Dissertation vorstellen, die das Ziel hat, größtmögliche Klarheit in die Baugeschichte zu bringen, um eine fundierte Einschätzung der Position der drei langobardischen Hofkirchen inklusive ihrer Bauplastik innerhalb der Architekturgeschichte Kampaniens vornehmen zu können.


Ulf Schulte-Umberg M.A. hat in Bochum Kunstgeschichte und Klassische Archäologie studiert. Nach einem Doktorandenstipendium an der Bibliotheca Hertziana in Rom folgten Lehraufträge an der UdK in Berlin und an der Bergischen Universität in Wuppertal. In Zürich liest er seit dem Herbstsemester 2014 am gta der ETH die Vorlesung zur „Einführung in die Architektur der Antike“, zudem besetzt er bis Ende Juli in Vertretung eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Kunstgeschichte des Mittelalters und Archäologie der frühchristlichen, hoch- und spätmittelalterlichen Zeit der Universität Zürich. Ulf Schulte-Umberg ist zudem lizenzierter Fremdenführer der Provinz Rom und in Italien zugelassener „guida nazionale“.