Tagungsbeitrag
Pursche, Jürgen:
Die Sigwardskirche in Wunsdorf-Idensen – Befundsicherung, Maltechnik, Erhaltung
Der Beitrag basiert auf Erkenntnissen, die im Zusammenhang des Projektes „Wandmalereischäden“ in der Zeit zwischen 1986 bis 1995 erarbeitet wurden. Als Träger dieses Projektes zur Ergründung von Wandmalereischäden wie auch des parallel laufenden Projektes zur Definition von „Steinschäden“ fungierte das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT). Bedauerlicherweise fand das Wandmalereiprojekt keinen durch eine Publikation angemessen gewürdigten Abschluss. Bedauerlich deshalb, weil in den unterschiedlichen, interdisziplinär arbeitenden Fachbereichen ein erhebliches Volumen an spezifischem Wissen und Informationen entwickelt wurde, das sich schließlich in vereinzelten Publikationen oder auch Dissertationen niederschlug - nicht aber in einer auf die Sigwardskirche bezogenen ganzheitlichen Zusammenfassung, in der die typischen Koinzidenzen und Zusammenhänge von Schadensphänomenen und Schadensprozessen hätten veranschaulicht werden können.
Zwischen 1120 und 1129 als Eigen- und Grabeskirche des Bischofs Sigward von Minden errichtet, gehört die einschiffige Kirche zusammen mit der um 1130 datierten Gesamtausmalung zu den bedeutendsten sakralen Kleinbauten des 12. Jahrhunderts.
Ende des 15. Jahrhunderts übertüncht, doch erst 1858 wieder entdeckt, haben sich die Wandmalereien mit dem umfangreichen figürlichen und vielfältigen ornamentalen Programm wenn auch reduziert so doch in wesentlichen Teilen erhalten, wie beispielsweise die Maiestas Domini im Apsisgewölbe, Szenen des Alten und Neuen Testamentes in den Gewölben des Kirchenschiffes oder Zyklen der Apostel Paulus und Petrus in der Nord- bzw. Südkapelle.
Mit der damaligen Entscheidung, die Wandmalereien in der Sigwardskirche in das Projekt „Wandmalereischäden“ zu integrieren, konnte eine der sorgfältigsten, systematisch angelegten restauratorischen Untersuchungen zur Ausführung kommen. In der Folge der konstruktiven fachübergreifenden Zusammenarbeit mit naturwissenschaftlichen Disziplinen war es möglich, die ursächlichen Zusammenhänge zwischen spezifischen Schadensbildern und substantiellen Verlusten zu ergründen und darzustellen.
Im Rahmen des Vortrags soll mittels Erläuterung der restauratorischen Befundsicherung und Beschreibung der Maltechnik vor dem Hintergrund bekannter mittelalterlicher Quellenschriften, aber auch durch Aufzeigen von Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Erhaltung und präventiven Konservierung die Bedeutung der Malereien skizziert werden.
Dr. h.c. Jürgen Pursche, Studium Angewandte Kunst, Studium Kunstgeschichte, 1979 bis 2008 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Restaurierungswerkstatt, Wandmalerei und Architekturoberfläche), 2008 bis 2009 Verwalt. Professur Hochschule fu¨r Angewandte
Wissenschaft und Kunst Hildesheim Holzminden Göttingen (Fakultät Erhaltung von Kulturgut, Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei und Architektur-oberfläche), Lehraufträge, ICOMOS Mitglied, 2014 Verleihung Dr. phil. h.c. durch die Hochschule für Bildende Künste Dresden. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei und Architekturoberfläche, Kunsttechnologie.