Conference paper
Thren, Martin:
Grußworte der HAWK
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Erhaltung und Pflege unserer Kulturdenkmäler ist das Thema Ihrer Fachtagung, zu der sich international anerkannte Experten hier in Hildesheim treffen. Unter Ihnen sind Experten der verschiedensten Fachrichtungen, Experten, deren fachlicher Rat gefragt ist, Experten, die unser aller Geschichte und unsere Kulturgüter schützen.
Niemand von Ihnen ist als Experte zur Welt gekommen. Sie alle haben sich Ihr Wissen mit Leidenschaft und Fleiß angeeignet, haben Erfahrungen gesammelt und neue Wege erforscht. Irgendwann ist bei Ihnen allen die Entscheidung für diesen Weg gefallen. Vielleicht in der Schule, vielleicht im Zuge eines naturwissenschaftlichen Studiums, vielleicht durch ein ganz persönliches Erlebnis.
Fest steht, der Weg zum Experten ist lang. Eine gute Ausbildung steht am Anfang. An der HAWK werden seit 1987 Restauratoren und Restauratorinnen ausgebildet. Der Studiengang ist also zu einer Zeit entstanden, als in der Bundesrepublik ein akuter Mangel an qualifizierten Fachkräften in der Konservierung und Restaurierung bestand.
Allein in den vergangenen zehn Jahren hat die HAWK mehr als 200 Absolventinnen und Absolventen ins Berufsleben entlassen. Von Anfang an stand bei der Ausbildung in Hildesheim ein breit gefächerter Kulturbegriff im Mittelpunkt.
Neben den „klassischen“ Ausrichtungen der Restaurierung auf Tafel- und Leinwandgemälde und auf Schnitzfiguren hat sich der Hildesheimer Studiengang schon zu Beginn auch mit Möbeln und wandfester hölzerner Raumausstattung befasst. Außerdem werden die für die Denkmalpflege besonders relevanten Bereiche der Konservierung/Restaurierung von Steinobjekten und von Wandmalerei/Architekturoberfläche gelehrt. Hinzu gekommen ist die Konservierung von Buch und Papier, die ebenfalls in vielfältiger Weise im Bereich der Denkmalpflege tätig ist, unter anderem in der Tapetenrestaurierung.
Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Fachbereich Konservierung und Restaurierung und der Denkmalpflege wurde schon sehr bald nach der Gründung durch einen Kooperationsvertrag mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege untermauert. Inzwischen kooperiert der Fachbereich bundesweit und auf internationaler Ebene mit vielen Institutionen der Denkmalpflege. Es werden zahlreiche gemeinsame Projekte durchgeführt – wollte ich auch nur die wichtigsten davon aufzählen, es würde heute den Rahmen meiner kleinen Begrüßung sprengen.
Vor zwei Jahren beziehungsweise vor einem Jahr wurden an der HAWK Bachelor- und Master-Studiengänge im Zuge des Bologna-Prozesses eingeführt. Der Fachbereich Konservierung und Restaurierung war bundesweit der erste unter den inzwischen acht Fachbereichen und Studiengängen der Konservierung/Restaurierung, der einen Bachelor-Studiengang für präventive Konservierung und einen Master-Studiengang für Konservierung/Restaurierung eingeführt hat.
Der neue Bachelor-Studiengang basiert auf der besonderen Bedeutung, die der präventiven Konservierung nicht nur im musealen, sondern auch im denkmalpflegerischen Bereich zukommt. Seit den 1980er Jahren haben die Konservatoren und Restauratoren in den Museen erkannt, dass ein verantwortungsbewusster Umgang mit historischem Kunst- und Kulturgut nicht auf „glanzvolle“ und „umfassende“ Restaurierungen ausgerichtet sein kann.
Vielmehr sind vorbeugende Maßnahmen erforderlich: Sie tragen entscheidend dazu bei, dass größere Eingriffe gar nicht mehr nötig sind und die Originalsubstanz damit geschont wird.
Wie wichtig es ist, potenzielle Schadensursachen rechtzeitig zu erkennen und zu beseitigen oder zumindest zu minimieren, weiß man natürlich auch in der Denkmalpflege - auch wenn sich das Konzept der „präventiven Konservierung“ hier noch nicht so durchgesetzt hat wie im Museum.
Der innovative Bachelor-Studiengang der HAWK „Präventive Konservierung“ hat die Entwicklungen in diesem Bereich und die damit verbundene Notwendigkeit erkannt, die Studierenden zunächst auf diesem grundlegenden Gebiet der Prävention so umfassend wie möglich auszubilden. Darauf baut dann der Master-Studiengang in Konservierung und Restaurierung auf.
Kulturgüter erhalten ist Bestandteil der Kultur einer Nation. Respekt vor dem, was unsere Vorfahren geschaffen haben. Erhalten und bewahren für künftige Generationen. Bausteine und zugleich Fundament für die künftige Entwicklung unserer Gesellschaft. Dabei wird die Bedeutung der präventiven Konservierung immer mehr auch von den Eigentümern und Nutzern unserer Kulturdenkmale erkannt.
In Zukunft – und teilweise schon heute, wie die vermehrt für „präventive Konservierung“ ausgeschriebenen Stellen zeigen – wird es einen großen Bedarf an hochqualifiziertem Personal geben. Wir hoffen daher aus gutem Grunde auf gute Zukunftsaufgaben und damit Berufschancen für unsere Studierenden. Die HAWK will den Grundstein, das Fundament in der qualifizierten Ausbildung dafür legen, dass unsere Studierenden eines Tages zu Experten ihres Faches werden.
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Tagung.
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